Vorher/Nachher: 5 Jahre liegen zwischen den Fotos. Die Bäume fehlen, das Radfahrverbot besteht immer noch. Aber warum ist das Radfahren dort überhaupt verboten?


Es gibt in München kaum eine andere Radhauptroute, auf der so viele RadfahrerInnen unterwegs sind, wie die östliche Isarparallele. In ihrem Verlauf werden etliche Isarbrücken mit Unterführungen kreuzungsfrei gequert, weshalb die Strecke auch bei Radpendlern beliebt ist.

Eine der zu unterquerenden Brücken ist die Max-Joseph-Brücke, die den Englischen Garten mit Bogenhausen verbindet. In Süd-Nord-Richtung (blau) war die Unterführung mit dem Rad befahrbar.


Auf der Nordseite war die Rampe der Unterführung auf etwa 35 m besonders steil und schmal. Wer sich regelkonform verhalten wollte, musste also vom Norden kommend nach oben und die Montgelasstraße überqueren oder absteigen und die Rampe herunter schieben (rot). 🚶
Wegen Kanalbauarbeiten war die Unterführung von 2020 bis 2024 gesperrt. Im Gegensatz zur Ingenieurleistung an der Baustelle war die Fuß- und Radumleitung der Baustelle besonders schlecht geplant und gefährlich umgesetzt. 😱
Angekündigt wurde die Sperre für etwa 12 Monate. Am Ende waren es fast 5 Jahre. Klar, man kann sich mal verschätzen. Aber es wäre dann auch möglich, die miserable Baustellenumleitung für die lange Dauer zu verbessern. Spoiler: es gab keine Verbesserung.
Die Umleitung verlief vom Süden kommend einen Berg hoch, überquerte eine Straße und eine weitere Straße mit einer Bettel-Ampel, um dann 250 m auf einem Gehweg (Radler frei) mit Zweirichtungsverkehr entlang geführt zu werden. Da wäre für fünf Jahre deutlich mehr möglich gewesen.

Schon vor Beginn der Bauarbeiten wurde von verschiedener Seite gefordert, die steile Rampe zu entschärfen und dort „mehr Platz fürs Rad“ zu schaffen. Um das Radfahren auf der Radhauptroute auch an dieser Stelle zu ermöglichen und die Sicherheit zu erhöhen:

Und hier ein Antrag vom Bezirksausschuss 13:
Das Antwortschreiben: Es wird geplant, untersucht und geklärt. Das war 2022. Offensichtlich keine Priorität.

Hier ein weiterer Antrag vom BA 13 mit Planungsvorschlägen nach einem Rundem Tisch:

Immer die gleichen Kernforderungen: eine flachere Rampe, um das Radfahrverbot aufzuheben. Aber auch: einen zweiten, vom Fußverkehr getrennten Weg durch eine bereits vorhandene sogenannte Bogenkammer der Brücke. Am westlich verlaufenden Weg gibt es bereits zwei solche Wege.

Die Öffnung der zweiten Bogenkammer für den Fuß- und Radverkehr zu öffnen hätte eine Verdoppelung der Wegbreite und eine Trennung zur Folge. Warum wurden die Jahre während der Sperrung nicht genutzt, um die Situation danach zu verbessern?

Auf der Südseite müssten acht Bäume gefällt werden. Jeder gefällter Baum ist einer zu viel. Allerdings wurde auf der Nordseite für die Kanalbauarbeiten zwei komplette Waldstücke gerodet.



Im Imagefilm der Kanalbauarbeiten wird stolz präsentiert, was bereits an Ersatzpflanzungen wieder aufgeforstet wurde.

Das ist bei einer zusatzlichen Rampe für Radfahrende aber offensichtlich alles viel schwieriger. Und dann auch noch städt. und staatlicher Grund betroffen. Die Baustelle ist nun abgeschlossen und ein zweiter Weg wurde bereits baulich angelegt. Nur: dieser endet im Nichts.


Komplett unverständlich: das Verbot gilt nach wie vor – und wird wie zuvor von den meisten ignoriert. Es gibt wesentlich gefährlichere Stellen in Münchens Radverkehrsnetz, an denen Radfahren erlaubt oder durch Zeichen 237 StVO (Radweg) gar geboten ist. Warum nicht hier?

Vor Gericht hätte das Verbot vermutlich kein Bestand, siehe Urteilsbegründung zum Mühltalberg („Keine qualifizierte Gefahrenlage“). Dort 14,8%, hier weniger als 12%. Dort 600 m, hier 35 m Streckenlänge.

Und um es mit anderen Worten ganz klar zu sagen: Radfahrende sind keine zu Fuß Gehende mit Rädern darunter.

So gibt es nun im Sommer 2024 also wieder eine Rampe, auf der das Radfahren verboten ist. Und einen weiteren Weg, der im Nichts endet. Liebe Stadt München, komm bitte in die Puschen! Ein dauerhaftes Radverbot auf einer Radhauptroute ist eine Farce!

Quellen: Google, Mobilitätsreferat, Unser Bogenhausen, BA 13, München Wiki, Süddeutsche Zeitung, Thomas Gigold, privat