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Seit Kurzem ist der erste Radschnellweg (RSW) nördlich von München befahrbar.

2,7 von 23 km. Auf den Bautafeln steht noch Fertigstellung Dezember 2023, nun wurde es Mai 2024. Aber was soll’s, die ersten Meter sind befahrbar.

Befahrung in West-Ost-Richtung

Geplant wird an derzeit Bayerns größtem Radschnellweg-Projekt seit 10 Jahren. Für die weitere Strecke werden es noch etliche Jahre mehr. Die ursprüngliche Planung durch Garching-Hochbrück über die Schleißheimer Straße wurde verworfen, obwohl sie etwa 600 m kürzer gewesen wäre.

Zunächst ein paar Eindrücke von der Strecke. Radler können entspannt mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und nebeneinander fahren. Ein sicheres Überholen ist möglich. Mehrspurige Fahrzeuge haben ausreichend Platz. Selbst für ein Selfie auf der Strecke ist Platz genug. 😅

Lampen beleuchten die Strecke und die Beschilderung ist übersichtlich. Bei Fußquerungen gibt es taktile Flächenelemente für Sehbehinderte und Blinde. Bänke laden zum Pausemachen ein. Der erste Gesamteindruck scheint erst einmal recht gut zu sein.

Beschildert ist der RSW zusätzlich als Fahrradstraße, da laut StVO (April 2020) das RSW-Zeichen nur Anfang und Ende kennzeichnet, aber keine Ge- oder Verbote anordnet.

Der Abschnitt entlang der S-Bahn ist zusätzlich für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben.

Fußgänger haben ausreichend Platz und können zu dritt nebeneinander gehen. Die Trennlinie zwischen Fahrradstraße und Gehbahn ist beim Überfahren hörbar, ähnlich wie man es von Straßenmarkierungen her kennt. Auf einem Teil der Strecke wird die Gehbahn getrennt geführt.

Okay, manche Radler müssen sich an die Breite des Weges erst noch gewöhnen und fahren schon mal auf der Gehbahn anstatt auf der Fahrradstraße. Hier wären entsprechende Symbole ähnlich Zeichen 239 (Gehweg) auf dem Asphalt nicht schlecht.

Somit kommen wir zu den nicht ganz gelungenen Details. Das Staatliche Bauamt schreibt auf ihrer Webseite für diesen Abschnitt: „Auch in den Kurven sollen Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h möglich sein.“

Wieso dann allerdings Kurven mit Radien gebaut wurden, vor denen auf deutlich unter 30 km/h gebremst werden muss, ist mir schleierhaft. Vor dem Zickzack an der Kanalbrücke z. B. muss extra vor der Gefahr gewarnt werden. Statt 20 m Radius nur 6 bis 10 m.

Es wäre ein Einfaches gewesen, Kurvenradien baulich von 20 m nicht zu unterschreiten. So muss auf dem kurzen Abschnit mehrmals unnötigerweise heruntergebremst werden. Abhängig von der Qualität des Winterdienstes entsteht dadurch eine vermeidbare Zusatzgefahr.

Trotz aller Probleme war dieser Abschnitt als erstes fertig. Das liegt daran, dass weitere Abschnitte teils noch komplizierter zu planen sind und Abstimmungen sich schier endlos lange ziehen.

Hier noch die Befahrung in Ost-West-Richtung.

Bauzeit des Abschnittes etwa 1 Jahr, Kosten 2,5 Mio Euro. Die Strecke als Autobahn gebaut würde etwa das 250-fache kosten (300 bis 400 Mio Euro). Das BMDV fördert den RSW mit 2,3 Mio. Euro (erste RSW-Förderung Bayerns).

Der allererste Abschnitt des RSW ist es genau genommen nicht. In München wird derzeit an den ersten paar hundert Meter RSW gebaut. Bis die Strecke Hbf-München nach Garching/Unterschleißheim und zurück fertig ist, wird es noch viele Jahre dauern.

Hier in lila die Planung des gesamten RSW und in grün das befahrbare Streckenstück.

Das ist in etwa die RSW-Strecke, die zwischen München und dem fertiggestellten Abschnitt noch fehlt.

8.000 bis 10.000 radfahrende Pendler werden auf dem RSW künftig erwartet. Jeder Radpendler mehr reduziert künftig den Autoverkehr und den ÖPNV. Insgesamt wurden 14, jeweils 11 bis 25 km lange, sternförmige Korridore ins Münchner Umland identifiziert.

Abschließend noch zum Vergleich die Wegbreiten im Vergleich RSW (2x 2 m + 2,5 m Gehbahn) vs. üblicher gemeinsamer Geh- und Radweg bei Garching (2 m für Fuß- und Radverkehr).


Quellen: Google, Mobilitätsreferat, STBAFS, BMDV, LKR-M, privat