Die 2,4 km lange Lindwurmstraße wird in verschiedenen Abschnitten unterschiedlich umgestaltet. Es gibt also nicht den einen Umbau sondern verschiedene unterschiedliche Lösungen. Bevor wir uns die Abschnitte anschauen: Wieso überhaupt ein Umbau? 🤔
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Der vorhandene Radweg ist mit 120 cm viel zu schmal und ist wegen Wurzeldurchbrüche kaum noch befahrbar. Die Gastronomie hat kaum Freischankflächen. Gemeinsam mit Fußgängern auf dem Bürgersteig kommt es oft zu gefährlichen Situationen – es ist ein Unfall-Hotspot.



Trotz dieser Missstände gibt es dort mittlerweile viel mehr Radfahrende als früher, der Autoverkehr nahm dagegen ab. Fahrbahnbreiten von insgesamt 17 m fürs Auto und nur 2x 120 cm fürs Rad (in Baustellen nicht einmal die) entsprechen nicht mehr den Anforderungen.




Im Jahr 2012 konnten sich die Radler schon einmal freuen. 🤩
Wegen Bauarbeiten zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Kapuzinerstraße gab es von Juli bis September beidseitig breite Radfahrstreifen auf der Fahrbahn.
Sie wurden trotz massiver Proteste schnellstens wieder entfernt. 😣


Als Maßnahme des Radentscheids, der vom Stadtrat 2019 übernommen und mit einer breiten Mehrheit von Grün bis CSU beschlossen wurde, war der Umbau der Lindwurmstraße nun ein wichtiger Baustein für die Förderung nachhaltiger Mobilität in München.


Das Geld ist knapp, aus der ursprünglichen Planung wurde eine einfachere Version (Einsparung 19 Mio Euro). So wird auf den Rückbau der Hochbordradwege verzichtet, ein Abschnitt wird nur mit Protektoren versehen und andere Streckenteile bleiben unverändert.

Fun fact bzgl. Kosten: Auf den Rückbau des Radwegs im Hochbordbereich wird aus Kostengründen verzichtet, aber die komplette Fahrbahn westlich des Goetheplatzes wird neu asphaltiert. Weil: das Entfernen der Fahrbahnmarkierung kostet genausoviel wie die Asphaltierung. 🤔

Nun zu den einzelnen Abschnitten.
Abschnitt 1

Bis zur Bavaria-/Aberlestraße gibt es stadteinwärts bereits einen 300 m langen Radfahrstreifen, der Umbau war Ende 2021. Vorher wegen schmalem Hochbordradweg auf kurviger Bergabstrecke besonders gefährlich.



Stadtauswärts wird sich nach heutigem Stand in diesem Abschnitt nichts ändern: Schmaler Hochbordradweg, teils im Bereich sich öffnender Autotüren. Gefahrloses Überholen am Berg, wie es häufig vorkommt: Fehlanzeige. Einer der großen Mängel am beschlossenen Umbau.


Abschnitt 2

Im anschließenden Abschnitt bis vor der Bahnunterführung wird wie auch weiter stadteinwärts „bestandsorientiert mit baulichen Radwegen ausgebaut“, also Parkplätze werden zum Hochbordradweg und die rechte Fahrspur wird zu Parkplätzen umgebaut.
Finaler Beschluss vom September 2024:

Abschnitt 3

Der Abschnitt der Bahnunterführung ist – sagen wir mal speziell. Denn die Planung hat nichts mit dem beschlossenen Umbau der Lindwurmstraße zu tun, die Planung ist deutlich älter. Der Umbau dort läuft bereits seit Monaten.
Das Besondere dort: Fuß- und Radverkehr sollen nicht auf gleichem Niveau geführt werden wie der Kfz-Verkehr. Dadurch wird es insbesondere am Knoten zur Implerstraße für Radler außerordentlich unkomfortabel und umständlich zu fahren.

Autos können den direkten Weg nehmen. Radler fahren dagegen in Zickzack-Routen, im Begegnungsverkehr und teils über vier Ampeln. Begründung: das war schon planfestgestellt, Änderung unmöglich. Ein Rückschritt gegenüber dem Bestand.
- Rot: Kfz
- Grau: Rad vor dem Umbau
- Grün: Rad nach dem Umbau

Abschnitt 4

Danach geht es weiter zwischen Pocci-/Ruppert- und Stieler-/Zenettistraße. Dort wird es gemäß Planung stadteinwärts einen ungeschützten Radfahrstreifen links von Parkplätzen geben. Begründet wurde das wegen der dortigen Anleiternotwendigkeit der Feuerwehr.
Das Falschparken in zweiter Reihe und gefährliche Situationen beim Rangieren zum Ein- und Ausparken sind hier zu erwarten. Der Sicherheitstrennstreifen wird in der Regel von Kfz, insbesondere von Lkw, missbräuchlich mitgenutzt und ist somit nutzlos. Mal abwarten.

Apropos Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Kommen die nach Umbau noch durch? Bei einem 2,5 bis 3 m breiten Radweg schon. Gibt es den wie zurzeit nicht, muss der Rettungsdienst gefährlich auf die Gegenfahrbahn ausweichen, wie hier zu sehen.
Abschnitt 5

Danach soll der Radweg bis zum Goetheplatz in beiden Richtungen wieder als Hochbordweg auf den bisherigen Parkständen geführt werden, links daneben parkende Autos. Details werden in dem oben verlinkten Schreiben vom 18.09.2024 erläutert.

Abschnitt 6

Wir nähern uns weiter dem Sendlinger-Tor-Platz und damit beginnt dem sogenannten Abschnitt der „temporären Zwischenlösung“ – ich vermute mal sie wird Jahrzehnte überdauern. 🙄
Derzeit parken dort bereits Autos auf der asphaltierten Fahrbahn.

Deshalb können dort einfach Protektoren montiert werden, ohne neu zu asphaltieren, was Kosten spart. Endlich zwei weitere Protected Bikelanes! Bisher gab es nur die 6 Teststrecken, wie die in der Plinganserstraße (siehe Beispielbild). Links daneben werden dann Autos parken.

Abschnitt 7

Der letzte Abschnitt am Sendlinger-Tor-Platz ist im Rahmen der dortigen U-Bahnbaustelle bereits umgestaltet worden. Radwege haben dort bereits eine ausreichende Breite. Auch dieser Abschnitt wird aufgrund von Sparmaßnahmen in den nächsten Jahren nicht mehr angefasst.



Der Radweg in Mittellage ist zwar breit aber ist durch querende Kfz prinzipiell gefährlich. Durch vom Kfz-Verkehr getrennt geschaltete Ampeln kommen hier Radler recht zügig voran. Der Weg rechts im Foto unten ist übrigens kein Gehweg sondern ein Radweg für Rechtsabbieger. 🧐


Rückblick und Ausblick
Also insgesamt eine deutliche Verbesserung gegenüber vorher. Das ist aber auch leicht zu erreichen, so ungemütlich und gefährlich wie das Radeln dort bislang war und noch ist. Hier noch der zeitliche Ablauf zum Umbau der Lindwurmstraße:

Der Stadtratsbeschluss zum Umbau wurde heute mehrheitlich mit den Stimmen von Die Grünen/Rosa Liste, SPD/Volt, Die Linke/Die PARTEI und Fraktion ÖDP/München-Liste gefasst. Dagegen stimmten CSU/FREIE WÄHLER, FDP/BAYERNPARTEI und die AfD.

Die Ablehnung der CSU gegenüber Radentscheid-Maßnahmen (obwohl dem Stadtratsbeschluss zugestimmt) wäre einen eigenen Thread wert. „Wir sind klar in der Verantwortung, jede geplante Maßnahme differenziert und sorgfältig zu prüfen.“ hieß es 2020.

Abgelehnt wurde seitdem jede einzelne Maßnahme, oft begleitet durch Bürgerinitiativen, die gegen Maßnahmen zur Verbesserungen bei der Radmobilität („Parkplatzvernichtung“) gegründet wurden, hier am Beispiel Boschetsrieder Straße.

Auch zur Lindwurmstraße kam eine Ablehnung, nicht ohne den Vorschlag, den Radweg doch auf Stelzen über der Fahrbahn zu bauen. Nutzbarkeit und Kosten ließen den Vorschlag dann doch etwas zu absurd erscheinen. Nun empfiehlt die CSU den Radlern einfach woanders lang zu fahren.

Die Route wäre einen halben Kilometer länger und verliefe durch dichtgeparkte Straßen ohne Radwege. Für die Fußgänger und den Einzelhandel in der Lindwurmstraße wäre es auch kein Fortschritt. Aber man bräuchte halt nichts am Status Quo zu ändern. 🤮



Hier noch ein Simulations-Video des Mobilitätsreferates, das den Unterschied zwischen Bestand und ursprünglicher Planung zeigt:
Bündnisse und Unterstützer: 💪 💖 👏
- https://www.radentscheidmuenchen.de/
- https://www.greencity.de/
- https://muenchen.adfc.de/
- https://lindwurmstraßefüralle.de/
- https://www.munichways.de/
- https://www.criticalmass-muenchen.de/
- https://www.gruene-muenchen.de/
- https://bn-muenchen.de/
- https://die-linke-muc.de/
- https://www.oedp-muenchen.de/

Quellen: Google, Mobilitätsreferat, Süddeutsche Zeitung, Abendzeitung, tz, Stephan Esser, privat