Damit das tägliche Pendlerchaos in München reduziert werden kann, muss nicht nur der ÖPNV gestärkt sondern auch die Qualität und Quantität von Fahrrad-Pendler-Routen deutlich erhöht werden.
Rund um München sind deshalb Radschnellwege (RSW) geplant. Wenige Teilstücke sind nach Jahrzehnten bereits in Bau oder fertig, wie das bei Garching. Auf der Seite des Landratsamtes für den Landkreis München sind die überprüften Korridore zu sehen.

Darunter auch der Korridor 9a. Er verläuft zwischen Korridor 9 und 10 größtenteils entlang einer Bahnstrecke und verbindet diese. Eine wichtige Strecke also, die über die Grenzen Münchens hinaus Bedeutung hat.
Geprüft wurde, ob in diesem Korridor ein RSW gebaut werden soll. Dies war der Gemeinde Oberhaching dann aber wegen der zu erfüllenden Voraussetzungen zu langwierig und teuer, sodass stattdessen eine überörtliche „Radhauptverbindung“ gebaut wurde (auch wenn die Verbindung in der Überschrift fälschlicherweise als RSW bezeichnet wird):

Den Weg gab es bereits als Schotterweg entlang den Bahngleisen. Was sich geändert hat: er wurde asphaltiert und es gibt nun einen Winterdienst. Eine tolle Pendlerstrecke also, auch wenn es kein RSW ist.
Nun verläuft die Strecke auch durch das Gemeindegebiet von Oberhaching bis Sauerlach und das ist einigen Gemeindevertretern ein Dorn im Auge. Wenn man die Veröffentlichungen liest und sich im Ort an der Strecke umsieht, bekommt man den Eindruck, an den meisten Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten und Getöteten wären die Radler auf dieser Strecke Schuld.
Radler runter vom Gehweg – aber Radfahrer frei?
Beispiel: Auf der Seite oberhaching.de ist zu lesen, dass Gehwege ausschließlich für Fußgänger und radelnde Kinder bis 10 Jahren reserviert sind. Ja, so steht es in der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Deshalb, so die Beschreibung weiter, wurden die Wege mit „Gehweg – Radfahrer frei“ (Zeichen 239 StVO + Zusatzzeichen 1022-10 StVO) beschildert.

Und dann noch einen Banner aufstellen, auf dem steht „Der Gehweg ist kein Radweg!“ und darunter ein Gehweg-Zeichen mit „Radfahrer frei“-Zusatzzeichen.
Tipp an die Gemeinde: wenn Radfahrer nicht auf Gehwegen fahren sollen, entfernt doch bitte einfach das Zusatzzeichen! Kinder bis 10 Jahre dürfen auch ohne das Zusatzzeichen auf Gehwegen radeln.
Richtig krude wird es unten auf der Webseite. Dort heißt es, dass die Gemeinde Oberhaching eine Kennzeichnungspflicht von „(Sport-)Fahrrädern bzw. Radlern“ unterstützt. Damit würde das „gedeihliche Miteinander gefördert und die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht werden“. Okay, eine Gemeinde wünscht sich eine Änderung der bundesweiten Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Aber was soll dieses Bekenntnis auf der Seite „Radfahren in Oberhaching“?
Oder ist es eher eine einzelne Partei? Der Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) benutzt ja gerne mal ideologisch aufgeladene Begriffe wie „Kampfradler“.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass der von der CSU dominierte Gemeinderat eine eher spezielle Beziehung zu Radfahrenden hat.
Biergarten Kugler-Alm
Ein besonderes Dorn im Auge sind Radfahrende am nödlichen Ende des Gemeindegebietes, direkt am Perlacher Forst angrenzend. Dort verläuft die Radhauptverbindung von und nach München durch eine schmale Wohnstraße und etwas südlicher direkt an einem gastronomischen Betrieb, dem Biergarten Kugler Alm, vorbei.

Um die Geschwindigkeit dort zu reduzieren wurden Verkehrszeichen aufgestellt, die nur noch maximal 10 km/h erlauben. Rotmarkierungen wurden aufgemalt und 2018 dann auch der Asphalt teils durch einen Pflasterbelag ausgetauscht.


Weil dies für die Gemeinde noch nicht den erwünschten Erfolg gezeigt hat, sollen nun noch Bodenschwellen quer zur Fahrbahn montiert werden.

Die Gemeinde Oberhaching hat sich für den Bau der überörtlichen Radhauptverbindung stark gemacht, auch um den Autoverkehr durch Pendler zu reduzieren. Dann aber auf ebendieser Pendlerstrecke Einbauten auf der Fahbahn zu montieren um die Geschwindigkeit zu minimieren ist gefährlicher Unsinn.
Werden solche Schwellen für den Kfz-Verkehr beantragt, um die Geschwindigkeit zu reduzieren, heißt es für gewöhnlich, das wäre kein geeignetes Mittel. Dann gilt diese Begründung aber erst recht für den Radverkehr!
Der Parkplatz am Biergarten ist an sonnigen Tagen und am Wochenenden im Sommer stark frequentiert. Aber an vielen anderen Tagen des Jahres und zu anderen Tageszeiten eben nicht. Die Bodenschwellen behindern und gefährden die Pendler aber auch um 7 Uhr morgens.
Wäre der Gemeinde etwas an einer sinnvollen Lösung gelegen, würde das Zauberwort „Entflechtung“ lauten. Vor allem an der Kugler Alm wäre die Umsetzung sehr einfach zu realisieren.
Die Lösung
Anstatt die Radhauptverbindung mitten durch einen zeitweise stark frequentierten Parkplatz zu führen, könnte er auch entlang der Bahnlinie verlegt werden.


Radfahrer und zu Fuß Gehende kämen sich nicht mehr in die Quere. Als Unfallgefahr für zu Fuß Gehende blieben auf dem Parkplatz nur noch die rangierenden Autos.
Sollten dafür Stellplätze entlang der Radhauptverbindung entfallen müssen, stehen etwas östlich jede Menge weiterer Stellplätze auf einem eigenen Parkplatz für die Kugler Alm zur Verfügung.

Wieso wird eine stümperhafte Lösung mit Stolperschwellen einer professionellen lösung durch Entflechtung vorgezogen?
Quellen: Goggle, oberhaching.de, privat